Als im Jahr 2002 zufällig bekannt wurde, dass die Siegener Stadtverwaltung Planungen für ein Gewerbe- und Industriegebiet im Bereich Faule Birke/Eisernhardt begonnen hatte, bildeten sich in Eisern und Obersdorf spontan Bürgerinitiativen mit dem Ziel, dieses Vorhaben aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes zu verhindern und die beliebten Naherholungsgebiete auch für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.

Nachdem die Stadt Siegen ihre Bemühungen forciert und der Regionalrat der Bezirksregierung die Planungsfreigabe für die Gebiete erteilt hatte, fand im Frühjahr 2005 ein großer Demonstrationszug aus beiden Orten hinauf zur Faulen Birke statt, der von einem großen Medieninteresse begleitet wurde. Seitdem prägen wechselnde Plakate und eine Infotafel das Bild am Fuße der Faulen Birke.

Um die Aktivitäten der Bürgerinitiativen zu bündeln und besser koordinieren zu können, erfolgte am 3. Mai des gleichen Jahres die Gründung des Vereins Pro UNS Faule Birke e.V. Gemäß der Satzung besteht sein Zweck in der Förderung des Umwelt- und Naturschutzes sowie der Landschaftspflege, wozu insbesondere die Erhaltung und Förderung der Naherholungsgebiete Faule Birke/Eisernhardt zählen. Nachfolgend wurden auch die Kontakte zu Naturschutzverbänden, den Besitzern der Gebiete, Fachanwälten und den politischen Parteien vertieft.

Als die Stadt Siegen 2007 mit der Rammsondierung die Voruntersuchungen auf dem mit Stollen durchzogenen Gebiet der Faulen Birke begann, konnten die massiven Eingriffe in die Natur, die obendrein zur Brutzeit vieler geschützter Tierarten stattfanden, juristisch gestoppt werden. Daraufhin veranlasste die Stadt Siegen eine vorgezogene Bürgerbeteiligung, bei der „Anregungen und Bedenken“ gegen die Pläne zur Änderung des Flächennutzungsplanes vorgetragen werden durften. Von dieser Möglichkeit machten neben dem Verein auch viele Bürger Gebrauch, so dass 136 Eingaben registriert wurden. Die geäußerten Bedenken thematisierten außer dem Natur- und Artenschutz vor allem die schon bestehende Belastung durch die Autobahn über die gesamte Ortslänge Eiserns, die Folgen der Flächenversiegelung, die fragwürdige ökonomische Notwendigkeit eines Gewerbe- und Industriegebietes, die hohen Planungs- und Erschließungskosten aufgrund der ungünstigen topographischen Lage der Plangebiete sowie die Eigentumsverhältnisse. Zudem würde das letzte Kaltluftentstehungsgebiet für Eisern wegfallen, das momentan noch dafür sorgt, dass die durch Abgase und Feinstaub verschmutzte und aus dem Ort aufsteigende Warmluft durch angesaugte Frischluft ausgetauscht wird. Daneben wiesen die Eingaben auf die Gefahren hin, die von den unzähligen unterirdischen Gruben, Schächten und Stollen ausgehen. Das Einsturzrisiko ist insofern schlecht kalkulierbar, als sie in dem verfügbaren Kartenmaterial gar nicht vollständig verzeichnet sind und somit keine verlässliche Prognose getroffen werden kann. Diese Einschätzung wird durch die immer wieder auftretenden Tagesbrüche in den Plangebieten bestärkt. Obgleich die Stadt Siegen verpflichtet ist, die Eingaben zu beantworten, hat sie bislang nicht darauf reagiert.

In den folgenden Jahren setzte der Verein viele Projekte zur Erhaltung und Förderung der Naherholungsgebiete Faule Birke/Eisernhardt um. Zum einen zählte dazu die 2009 auf den Neuen Feldern angelegte Streuobstwiese, die 2010 noch erweitert wurde. Sie umfasst ein breites Spektrum alter heimischer und vielfach vergessener Obstsorten, über die eine Schautafel vor Ort informiert. Zum anderen wurden ein Ameisen- sowie ein Waldlehrpfad angelegt, die ebenfalls in mehreren Stufen erweitert wurden und auf einem gut ausgebauten Rundkurs erkundet werden können. Zudem wurden zahlreiche Nist- und Eulenkästen angebracht und zwei Wildbienenhotels aufgestellt. Das Areal steht mit der ebenfalls neu angelegten Magergraswiese immer wieder dem Fach Biologie der Uni Siegen zu Studienzwecken zur Verfügung. Zur mittlerweile traditionellen Veranstaltung gehört das alljährlich auf den Neuen Feldern bei der Faulen Birke stattfindende Wiesenfest, in dessen Rahmen der Verein über die aktuellen Entwicklungen informiert und seine neuen Projekte vorstellt. Um darüber hinaus eine breitere Öffentlichkeit über die Aktivitäten des Vereins zu informieren, präsentiert sich der Verein unter www.faulebirke.de seit 2012 mit einer eigenen Internetseite.

Im gleichen Jahr verstarb unser Gründungsmitglied und langjähriger 1. Vorsitzender Robert Schütz, der sich unermüdlich für das Anliegen des Vereins einsetzte und seine Geschicke erfolgreich prägte. Wir werden ihn in bester Erinnerung behalten und besonders auch als Menschen vermissen.

Anfang 2013 wurde bekannt, dass die Planungen der Stadt Siegen für die Faule Birke u.a. aus artenschutzrechtlichen Gründen auf Eis liegen, was zeigt, dass sich der Einsatz für die Natur lohnt. 2010 war dort die Bechsteinfledermaus nachgewiesen worden, bei der es sich sowohl um eine sehr seltene als auch stark gefährdete Tierart handelt, die hohe Anforderungen an ihre Lebensbedingungen stellt, die auf der Faulen Birke erfüllt werden. Dass die Planungen der Stadt Siegen damit keineswegs abgeschlossen sind, verdeutlicht die als Martinshardt III ausgewiesene Fläche. Der von der Stadt Siegen gewählte Begriff ist insofern irreführend, als sich auch ein großer Teil der Eisernhardt dahinter verbirgt, was bedeuten würde, dass auch der über die Stadtgrenzen hinaus bekannte und gleichermaßen beliebte Rundweg um die Eisernhardt, der oberhalb des Segelfluggeländes vorbeiführt, zerstört würde. Die Mitgliederversammlung votierte geschlossen gegen die Planungen und der Verein Pro UNS Faule Birke e.V. wird sich auch zukünftig dafür einsetzen, die Faule Birke und die Eisernhardt auch für die nachfolgenden Generationen in ihrer jetzigen Form zu erhalten.

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